Digitale Exzellenz
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Wer KI und GenAI in die Hype-Schublade packt, wird selbst bald vergessen sein

, vor 2 Wochen

Lesezeit: 4 Minuten

Wer KI und GenAI in die Hype-Schublade packt, wird selbst bald vergessen sein

Wirtschaft und öffentliche Verwaltung setzen große Erwartungen in Künstliche Intelligenz (KI), vor allem in generative Künstliche Intelligenz (GenAI). Doch derzeit scheint die anfängliche Euphorie einen Dämpfer zu erhalten: Schwächelnde KI-Aktien und gedämpfte Erwartungen an die Technologie deuten auf eine Ernüchterung hin. Doch wer glaubt, dass dies das Ende eines weiteren Hypes bedeutet, irrt. Im Gegenteil: GenAI steht kurz davor, zur neuen Normalität zu werden.

KI ist weiter auf dem Vormarsch. Seit Jahren sind Machine Learning und Deep Learning feste Bestandteile moderner Technologien. Mit der Einführung von generativer KI und der nötigen Rechenleistung werden die bisherigen Grenzen der KI jedoch nochmals verschoben – ohne dass aktuell absehbar ist, wie weit. Selbst wenn der Hype um Large Language Models (LLMs) nachlässt und der Grenznutzen sinkt, lässt sich der technologische Fortschritt nicht aufhalten. Auch Hürden wie der AI Act werden daran nichts ändern.

Operative Hürden

Trotz des aktuellen Potenzials von KI stehen viele Unternehmen vor praktischen, operativen Hürden, die eine umfassende Nutzung und Skalierung erschweren:

  1. Datenqualität und fehlende Datenstrategie: Ohne qualitativ hochwertige Daten und eine klare Strategie bleiben KI-Projekte ineffizient.
  2. Fehlende Einbindung in die Unternehmensstrategie: Oft wird KI zu aktionistisch eingeführt, was zu unkoordinierten und ineffektiven Projekten führt.
  3. Alte Architekturen und Legacy-Systeme: Diese behindern eine reibungslose Integration von KI.
  4. Unklare organisatorische Aufstellungen: Fehlende Strukturen und Verantwortlichkeiten im Bereich Daten und KI bremsen den Fortschritt.
  5. Aktueller Sparkurs: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden Investitionen in KI und Digitalisierung oft reduziert, was die langfristige Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.
  6. Kleinteilige Use Cases: Viele Unternehmen konzentrieren sich auf isolierte Anwendungsfälle, die keinen spürbaren ROI erzielen.
  7. Vernachlässigung der Ausbildung: Mangelnde Ausbildung in KI vergrößert den Engpass bei qualifizierten Fachkräften.

Strategische Einbettung ist entscheidend

Für die Ausschöpfung des Potenzials von KI ist es entscheidend, die Technologie in die Unternehmensausrichtung zu integrieren:

  • KI strategisch einbetten: Unternehmen müssen vor den ersten Projekten klare Ziele und eine Roadmap entwickeln, was wann und wie mit dem Einsatz von GenAI erreicht werden soll. Ein Mix aus schnell realisierbaren, risikoarmen Investitionen und langfristigen Initiativen ist dabei von zentraler Bedeutung.
  • Ökosysteme nutzen: Innovationen entstehen oft außerhalb der Unternehmensgrenzen. Durch gezielte Partnerschaften und Investitionen in Start-ups können Unternehmen diese Innovationen für sich nutzen.
  • Antizyklisch agieren: Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten sollten Unternehmen in Digitalisierung, Technologien, Ökosysteme und Start-ups investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Fokus auf Skalierung: Erfolgreiche Use Cases müssen auf Plattformen skaliert werden, um den vollen Nutzen von KI zu realisieren und sich aus der Kleinteiligkeit zu befreien.

In KI-Regeln steckt auch Potenzial

Zur strategischen KI-Transformation gehört auch, interne Leitplanken zu setzen und externe Regeln als Chance zu begreifen. Der EU AI Act mag Wettbewerbsnachteile bringen, doch mit einer klaren KI-Strategie und entsprechender Governance lassen sich diese Herausforderungen meistern. Wer frühzeitig Lösungen nach dem Compliance-by-Design-Prinzip entwickelt, wird besser mit den Spielregeln in der EU zurechtkommen.

Zudem könnten einige Verpflichtungen aus der KI-Verordnung dazu führen, dass sich KI-Anbieter, -Betreiber und -Anwender intensiver austauschen. So entstehen neue Feedbackkanäle und damit Erkenntnisse, wie sich Technologie noch besser in Wertschöpfung verwandeln lässt.

Deutschlands Chance als Top-KI-Anwender

Angesichts der aktuellen Situation wäre es somit fatal, beim aktuellen Luftholen an den Kapitalmärkten den nächsten KI-Abgesang anzustimmen. Nach einer Studie von Sopra Steria Next wird KI bis 2028 vom Milliarden- zum Billionenmarkt aufsteigen – mit GenAI als starkem Zugpferd. KI entwickelt sich damit zur neuen Basistechnologie, vergleichbar mit dem Internet.

Es wäre ebenso fatal anzunehmen, der KI-Zug sei in Deutschland und Europa bereits abgefahren. Mag sein, dass KI-Lieferanten künftig vor allem aus den USA und Asien kommen. Viel wichtiger ist jedoch, wie Unternehmen, Behörden und Institutionen die Technologie nutzen. Hier liegt eine große Chance für sämtliche Branchen in Deutschland, egal ob Konzern oder Start-up.

Deutschland sollte ein Land der Top-KI-Anwender werden, indem es den Standort schafft, an dem der größte Mehrwert mithilfe von KI erzielt wird. Die wachsenden Hubs und Campus-Zentren in Deutschland legen bereits den Nährboden für kommende KI-basierte Innovationen. Sopra Steria unterstützt diese Entwicklung gezielt mit einer Venture-Clienting-Unit, die Akteure zusammenbringt.

Wir befinden uns im KI-Zeitalter

Fazit: KI ist kein vorübergehender Hype, sondern auf dem Weg, zur neuen Normalität zu werden. Die Unternehmen, die das erkennen und strategisch handeln, werden von diesem Technologie-Shift am stärksten in Form von Produktivität und Wachstum profitieren.

Deutschland hat dabei das Potenzial, sich als führender KI-Anwender zu positionieren. Die Herausforderung besteht darin, die bestehenden Hürden zu überwinden und die Chancen, die diese Technologie bietet, konsequent zu nutzen.